A Day at the Races

Wie die eine oder der andere wissen wird, weile ich seit 5. Oktober nach drei Jahren Abstinenz wieder auf Hawaii, um auf Maui die XTerra-WM unter die Stollenreifen zu nehmen. Am Sonntag ist es soweit, und ich wünschte ich könnte Positiveres vermelden. Doch dazu später mehr.

 

 

Der Langstreckenflug samt sämtlichen Einreisehürden stellte keine großen Schwierigkeiten mehr dar, man kennt das ja bereits inzwischen. Auch, dass die Klima im Flieger auf „Tiefkühltruhe“ steht und die Essensportionen selbst altbewährte FDH-Jünger zum Weinen bringen. Merke: Kona-Starter erkennt man nicht nur an breit zur Schau gestellten M-Dot-Rucksäcken und anderen Devotionalien, sondern auch an Hauben, Laufschuhen und Softshell-Jacken. Und: Wie im Wettkampf oder ein Polarbär sollte man in jeder freien Sekunde, bei jeder Gelegenheit essen. Man weiß nie, wann man wieder etwas erlegt, und der Cryo-Schlaf im Boeing-Sarg dauert eine Ewigkeit.

Die Zeit selbst verbringt man am besten mit dem Konsum zahlreicher neuer Kinofilme, für welche man ohnehin nie bereit gewesen wäre, eine Karte zu kaufen, die man aber doch irgendwie gerne gesehen hätte. Und sei es nur, um sich ex-post die Bestätigung zu holen. Oder den horrenden Flugpreis schönzurechnen. Mein Favorit ist übrigens „Abraham Lincoln – Vampirjäger“. Ein Historienschinken, nah dran an realen Ereignissen, geprägt von Authentizität und Tiefgang.

 

In Kona standen dann noch einige harte Trainingseinheiten für den XTerra an, ich habe mich nach dem Cross-Tria Staatsmeistertitel voll auf dieses Rennen vorbereitet. Sparringpartner fanden sich klarerweise zur Genüge. Und so ist auch nicht die extreme Luftfeuchtigkeit (die seit dem Koh Samui Triathlon gar nicht mehr so extrem wirkt) oder Hitze das wirkliche Problem, sondern der peer pressure von 2.000 fitten Athleten, die ihrerseits wiederum dem Druck nicht standhalten und ebenfalls weit über ihren Verhältnissen schwimmen, radfahren und laufen.

Die Grundannahme, dass Triathleten-Grundlage sämtliche Geschwindigkeitsbereiche bis zum Kammerflimmern umfasst – hier wurde sie getroffen.

 

Mountainbiken um Kona herum gestaltete sich schwieriger als erwartet. Es gibt den Queen K Highway, den man vom Ironman her ja bereits kennt. Dann den alten Highway ca. 500 HM weiter oben. Nicht ganz so fad, aber ziemlich. Und dann eigentlich nichts mehr. In meiner Verzweiflung bin ich einmal vom Queen K einfach mal in die Lavafelder abgebogen, in eine Passage, wo die Lava wie geschmolzener und wieder erstarrter Gummi wirkt. Vermeintlich astreines Slick-Rock-Biking wie in Utah also.

 

Neu: Xentis mit Run-Flat-Option

Wären das nicht Lava-Steine. Im Close-Up zeigt sich, dass auch diese runden organischen Formen aus erstarrten Lavabläschen (1-3 mm) bestehen, und die Seitenwand deines obszön teuren Reifens wie Papier durchschneiden. Immerhin, auf den mir extra für die XTerra-WM zur Verfügung gestellten Xentis Squad 2.5 29er Laufrädern kann man auch ohne Luft hervorragend nach Hause rollen. Den Preis muss man halt ausblenden.

So aber die die Wheels echt der Hammer. Davor hatte ich mittelteure Laufräder mit 08/15 Naben und NoTubes Alufelgen im Bike. Die sind zwar nur 50 g oder so schwerer als die Xentis. Aber in puncto Steifigkeit unterscheiden sie sich wie Tag und Nacht. Nachdem ich am 26er Stomp-Fully ja die Kappa 4-Spokes drinnen habe, bin ich weiche Laufräder ja nicht mehr wirklich gewohnt. Aber gerade bei den größeren 29er Radln merkt man deutlich, wie das Vorderrad weicher und unpräziser ist. Da hat selbst das Verlöten der Speichen nur wenig geholfen – die NoTubes-Felgen sind einfach zu weich, als dass man die Speichen gscheit spannen könnte. Die Speichennippel würden einfach ausreißen. Während die gleichen Speichen in den Xentis „Dinnng!“ wie eine Harfensaite machen, kommt bei den NoTubes nur ein „DÄNG!“ zurück. Immer noch besser als gar keine Laufräder, aber im Gegensatz zu meinen früheren Leichtbaujahren der MTB-Zeit, wo mich die Maxime „leicht & billig ohne Anspruch auf Haltbarkeit“ das eine oder andere Ergebnis gekostet hat, muss das Material heute auch was aushalten.

 

Der WM-Kurs ruppelt

Und das nicht zu knapp. Hier auf Maui ist der XTerra-Kurs wirklich WM-würdig. Anders gesagt, er ist eine einzige Foltermaschine für Rad und Fahrer. Die erste Hälfte besteht aus XC-ähnlichem Winkelwerk, wo durch das Geäst einfach eine 2 m breite Spur gefräst wurde. Übrig bleibt ein extrem holpriger Wiesenuntergrund aus harter, unnachgiebiger Erde, mit Grasbüscheln, stellenweise 500 Golfbällen (man fährt ja schließlich auf dem Golfgelände des Ritz-Carlton) und Kurven mit losem Sand und Staub, die nicht wirklich Grip vermitteln. Wenn man schneller unterwegs ist, fällt es extrem schwer den Tritt zu halten. Man hoppelt wie ein Rodeo-Reiter über den Untergrund, wird permanent leicht aus dem Sattel katapultiert. Dennoch, ich bin extrem froh das 29er Razorblade genommen zu haben. Die großen Radln rollen viel besser als die kleineren 26er über die Löcher. Mit denen würde ich komplett hängen bleiben. Auch die extrem flexende Sattelstütze macht viel wett. Wahrscheinlich würde ich für diesen Kurs aber dennoch das neue Simplon Cirex 29″ Fully nehmen. Es käme meinem vorwiegend sitzenden Fahrstil wohl noch ein wenig mehr entgegen. Auf heimischen Trails hingegen ist das Razorblade29 hingegen perfekt, insofern werde ich mich hier auch ganz gut schlagen. Hier ist übrigens fast das gesamte Starterfeld auf 29er hardtails unterwegs. Ein Zeichen, dass diese Bikes vieles können, wofür man bisher 26er Fullies genommen hat.

Das letzte Drittel des Kurses ist dann wieder mehr wie der alte Kurs am Makena Beach. Viel roter Bull-Dust, ruppige Schotterstraßen, große Lavasteine. Aber zum Glück keine Kiawe-Dornen, diese Biester, die scharf wie Stahlnägel alles – selbst Schuhsohlen – durchbohren. Alles in allem ist der Kurs wirklich brutal. Alles klappert, alles scheppert, alles knirscht nach dem Training. Ein einziger Bruchtest für das Material. Kann der Simplon Sattelstütze nicht oft genug danken für den enormen Flex. Die Vibrationen sind so arg, dass es mir sogar eine Schraube des Flaschenhalters und des Schaltauges herausgedreht hat. Insgesamt hat sich das Razorblade29 aber bewährt. Es ist leicht, aber nicht so ultraleicht, dass man Angst haben müsste, dass es unter einem wegbricht.

 

Der WM-Motor stottert

Weniger bewährt hat sich der Motor. Am Samstagabend habe ich nach dem Training Halsweh bekommen, und die nächsten Stationen waren dieselben wie immer: Am nächsten Tag Halsweh mit Schnupfen, am Montag starker Schnupfen mit beginnendem Husten, und heute Schnupfen mit starken Husten. Aus heiterem Himmel, einfach so. Hatten wir in Kona noch regelmäßig die Klimaanlage im Condo an ohne Probleme, so haben wir hier völlig darauf verzichtet. Keine Risiken in den Supermärkten eingegangen und immer Pullover getragen usw. Keine Ahnung, im Moment bietet sich mir wenig Grund zum Amusement. Die Supermärkte sind hier glücklicherweise voll mit Allem, was der liebe Gott und die WADA (nicht) verboten haben, aber das wird einfach seine Zeit brauchen. Barbara „Doc-B“ Schwab meinte, wenn ich am Donnerstag gesund bin mit ggf. noch leichtem Husten, und am Freitag alles ok ist, kann ich am Sonntag starten. Mal sehen. Ich will jedenfalls keine Herzmuskelentzündung. Aber auf Maui zu starten hat schon mal mehr Spaß gemacht.

 

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Dieser Beitrag wurde unter Gallery, Pain & Gain, Rocco Talks, Triathlon veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Hinterlasse einen Kommentar